Miteinander…. Integration und Diversität
Zu den Agenden Diversität und Integration zählen die beiden Integrationsbüros und Frauencafés in Wörgl und Jenbach. Diese nutzen und fördern aktiv die Potentiale der Zuwanderung und stellen sich den Herausforderungen der Vielfalt.
Die Integrationsbüros mussten 2020 viele Initiativen und Maßnahmen ändern, zahlreiche Angebote und Aktivitäten konnten nicht oder nur in stark reduzierter Form und an die jeweilige Situation angepasst umgesetzt werden. Insbesondere Publikumsveranstaltungen und Initiativen, die das Kennenlernen, das Miteinander und den persönlichen Austausch zum Ziel hatten, also zentrale Bestandteile kommunaler Integrationsarbeit, mussten abgesagt werden.
Während der Lockdownphasen mussten Integrationsbüro und Beratungsstelle in Wörgl geschlossen werden. Die Mitarbeiter*innen arbeiteten im Home-Office, Beratungen und Infogespräche fanden telefonisch oder digital statt, zum Teil mit Video.
Sehr gut funktionierte das mit den System- und Kooperationspartner*innen sowie aufgrund mehrsprachiger Mitarbeiter*innen auch mit der türkischen Community. Weniger gut erreichbar war das Klientel etwa beim Frauencafé sowie bei der Lernfreude.
Vor allem Menschen mit Migrationsgeschichte scheinen seit Beginn der Pandemie sehr vorsichtig und verunsichert zu sein. Anfangs gab es noch wenig mehrsprachige Informationen über Verhaltensanfordernisse, was Verunsicherung und Ängste verstärkte.
Familien gingen lange Zeit überhaupt nicht außer Haus, zum Teil nicht einmal auf den Balkon. Viele von ihnen hielten sich auch im öffentlichen Raum nur mit Mund-Nasen-Schutz auf.
In Beratungsgesprächen wurden folgende Überlegungen geäußert: Was passiert wenn ich krank werde und ins Krankenhaus muss? Keiner von meinen Angehörigen darf mich dann besuchen. Niemand kann dort mit mir reden. Ich werde nichts verstehen und mich auch nicht verständigen können. Was soll ich dann tun? Was passiert dann mit mir?
Zwischen den Lockdowns waren persönliche Beratungen wieder möglich, allerdings deutlich eingeschränkt und nur nach Terminvereinbarung sowie mit entsprechenden Schutzmaßnahmen. In diesen Phasen wurde ein deutlich höherer Beratungsbedarf registriert.
Nachdem auch andere Einrichtungen und Ämter geschlossen wurden, waren viele Informationen und Unterlagen nur über das Internet zu bekommen. Das stellte vor allem ältere und digital unerfahrene Personen vor große Hürden. Die persönlichen Anfragen nach Unterstützung nahmen entsprechend auch vor Ort in der Beratungsstelle wieder deutlich zu.
Hauptthemen waren grundlegende Informationen über Corona und die Folgen, aber auch Sozialhilfen und Unterstützungsleistungen sowie vereinzelt auch Nachbarschaftskonflikte.
Als Reaktion auf die anfänglichen Informationsdefizite wurde gemeinsam mit der Stadtgemeinde Wörgl und Systempartner*innen wie den Tiroler Sozialen Diensten, der Diakonie und verschiedenen Migrant*innen-Vereinen Öffentlichkeit wie Communities laufend mit Fakten und Neuigkeiten in unterschiedlichen Sprachen rund um Corona versorgt.
Direkte Kommunikation mit den Vorständen der Migrant*innen-Vereine und die Weitergabe der Infos an deren Mitglieder funktionierte sehr gut und hatte große Breitenwirkung.
Auch in den Frauencafés gestaltete sich im vergangenen Jahr vieles anders.
2020 war für viele Frauen eine Herausforderung mit Mehrfachbelastungen. Für Frauen mit Migrations- und Fluchterfahrung aufgrund vieler zusätzlicher Hürden ganz besonders. So wurde eine Teilhabe immer schwieriger, Rückzug war die Konsequenz.
In normalen Zeiten treffen sich in Wörgl und Jenbach Frauen aus den unterschiedlichsten Ländern regelmäßig im Frauencafé. Die Frauencafés sollen Frauen einen schnellen und einfachen Einstieg in die deutsche Sprache ermöglichen. In ungezwungener Atmosphäre, auf spielerische Weise sollen Räume für Begegnung, lebendigen Austausch und Freundschaften eröffnet werden.
Unterschiedlichste Themen werden aufgegriffen und nach den speziellen Wünschen und Bedürfnissen der Frauen aufgearbeitet. Externe Einrichtungen und Expert*innen von außen sind regelmäßig eingeladen, um Vorträge und Workshops zu unterschiedlichen Themen zu halten.
Bei gemeinsamen Ausflügen und Exkursionen werden nicht nur Deutschkenntnisse vertieft, sondern auch Sehenswürdigkeiten oder Museumsbesuche geboten und die Mobilität im öffentlichen Verkehr geschult.
Nutzten bis Anfang März 2020 viele Frauen regelmäßig und gern die verschiedenen Angebote, brauchte es auch hier andere Wege, um in Kontakt zu bleiben. Telefonische Unterstützung für Mütter, die ihre Kinder plötzlich im „Homeschooling“ unterstützen mussten, war gefragt. Online- Angebote wurden nur mäßig bis gar nicht genutzt.
In vielen laufenden Projekten zeigt sich die Vielseitigkeit und Flexibilität des Vereins:
Die Lernfreude funktioniert nach dem Buddy-Prinzip, bei dem man einen Kumpel als Begleiter hat, der einen unterstützt. Bei der Lernfreude sind die Jugendlichen Buddys, die Kindern in entspannter und fröhlicher Atmosphäre bei schulischen Belangen helfen.
Ganz nach dem I-Motion Prinzip bekommen die Jugendlichen ab 12 Jahren pro Lernfreudestunde 1 Zeitwertkarte im Wert von € 2,50. Diese sammeln sie und können sie dann in Einkaufsgutscheine umtauschen.
Während der Lockdownzeiten wurde auch die Lernfreude auf eine Online-Lernunterstützung umgestellt. Zusätzlich bot der Jugendtreff Wörgl in Zusammenarbeit mit der Integrationsabteilung einmal in der Woche eine Märchenstunde an. Hier wurden zur Deutschförderung Geschichten vorgelesen und anschließend besprochen.
Das Projekt DoppelPlus, das über das EU-Förderprogramm LIFE, das Land Tirol sowie die Stadtwerke Wörgl finanziert wird, baut auf den Erfahrungen und Erfolgen des Projekts Energie- und Integrationsförderung auf und wird seit 2017 über vier Jahre in ganz Tirol umgesetzt.
Das Projekt, das in Kooperation mit dem Klimabündnis Tirol, Energie Tirol, Caritas und alpS umgesetzt wird, bietet Beratungen und Lösungen zu Klimaschutz und Energiesparen für einkommensschwache Haushalte. Hauptzielgruppen sind Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrungen.
Mitmachen, sparen, Umwelt schonen – reparieren statt wegwerfen lautet die Devise im Repair Café: defekte Dinge werden hier von technisch geschickten Personen repariert, die von Besuchenden mitgebracht werden.
Bei den Reparaturversuchen arbeiten die Besucher*innen gemeinsam mit den Ehrenamtlichen vor Ort zusammen, wodurch Lernprozesse mit Erfahrungsaustausch stattfinden. Den Besucher*innen werden verschiedene Möglichkeiten und Wege für Fehleranalysen und Reparaturen näher gebracht.
Ziel ist, durch die Reparatur die Nutzungs- und Lebensdauer von Gegenständen zu verlängern sowie ein Bewusstmachen von Ressourcen.
Die Reparaturen sind kostenlos, freiwillige Spenden kommen einem sozialen Zweck zugute.
Der Newsletter Vielfalt im Unterland ist ein gemeinsames Angebot des Vereins komm!unity mit den Integrationsbeauftragten der Stadt Kufstein und der Marktgemeinde Jenbach. Die Initiative wird durch den Bereich Integration des Landes Tirol unterstützt und gefördert.
Seit 2017 werden im Newsletter Neuigkeiten rund um das Miteinander und Zusammenleben im Tiroler Unterland monatlich versandt. Unbeeinträchtigt von der Pandemie konnten im Jahr 2020 plangemäß elf Ausgaben produziert werden. Natürlich stand die erste Ausgabe im Lockdown ganz im Zeichen der Situation rund um Corona.
Neben vielen Hinweisen auf Absagen von Veranstaltungen und Terminen wurden auf diesem Weg vor allem auch Informationen und Unterstützungsleistungen vermittelt und breit gestreut – insbesondere auch Hinweise auf mehrsprachige Informationen und Hilfe bei Gewalt an Frauen und in der Familie.
Der Herbst 2020 stand beim Projekt- und Redaktionsteam im Zeichen neuer Strategien zur Gewinnung neuer Abonnent*innen für den Newsletter. Ziel ist, gemeinsam mit System- und Kooperationspartner*innen eine noch größere Reichweite für den Newsletter zu erzielen.